© Magdalena Blaszczuk

 

Mit welchem Recht hält man etwas für „richtig“’?

 

Sudabeh Mortezais neues Spielfilmprojekt EUROPA spielt in Albanien – einem Land, das sich in einem ganz eigenen Rhythmus und Timing dem Westen geöffnet hat und für viele einen weißen Fleck in ihrer europäischen Landkarte bildet. Das Land, das durch eine lange Diktatur in völlige Isolation gebannt war und heute durch eine extrem hohe Migration der jungen Generation geprägt ist, bietet ein ideales Terrain, um über die Geschichte einer ambitionierten und bestens ausgebildeten jungen Albanerin die Behauptungen von westlichen Werten auf ihre Tauglichkeit und Gültigkeit zu überprüfen.

 

Ihr letzter Film Joy hatte ein unglaubliches Echo, das von renommierten Festivals über Kinostart bis zur Ausstrahlung auf Netflix reichte. Wahrscheinlich haben Sie diesen Film und sein Publikum auch sehr lange begleitet. Wie kommt man nach einer intensiven Verwertungszeit wieder in eine Findungsphase für ein neues Projekt?

SUDABEH MORTEZAI: Es ist eine besonders schwierige Phase. Wenn man sich so wie ich sehr tief auf ein Thema einlässt, ist es immer auch eine Herausforderung, da wieder rauszukommen. Mit Joy gab es eine sehr intensive Festivalzeit, irgendwann muss man auch loslassen, das habe ich inzwischen aber gelernt. Mit seiner Präsenz auf Netflix lief der Film  dann nicht mehr auf Festivals. Das war wie ein natürlicher Bruch, der mir dann erlaubt hat, mich auf neue Sachen zu konzentrieren. Als ersten Schritt muss ich wieder leer werden im Kopf. Ich kann mich weder zu einem Brainstorming zwingen noch habe ich Projekte, die in der Schublade liegen. So ticke ich nicht. Es muss entweder im Leben etwas passieren oder Dinge, die sich im Kopf schon gesammelt hatten, sich herauskristallisieren. Bei EUROPA ist der Auslöser schwer auf einen Punkt zu bringen. Da waren gesellschaftliche Dinge, die ich schon länger beobachtet und reflektiert hatte. Griechenland und die Troïka haben in mir Fragen zur Bedeutung der Idee und der Realität Europa aufgeworfen. Diese Fragen begleiten mich seit Jahrzehnten unterschwellig, das macht etwas im Kopf oder in der Seele. Ich wollte eine Geschichte erzählen, wo es um eine Art innereuropäischen Kolonialismus, um Ausbeutung geht; eine Geschichte, die sehr kritisch hinterfragt, was nun das „Richtige“ ist. Mit welchem Recht hält man etwas für „richtig“’? Was ist Fortschritt und was ist Rückständigkeit? Wie definiert man diese Dinge? Wie wirken sie aufeinander? Ich schaue mir das zunächst mal an, ohne Partei zu ergreifen, sondern beobachte, was das miteinander macht. Besonders interessiert haben mich ost- und südosteuropäische Länder, die eine kommunistische Vergangenheit haben, weil hier eine sehr spannende Dynamik dadurch zu spüren ist: ein großer Teil der Bevölkerung ist sehr westlich orientiert und hegt den Wunsch, Teil des Westens zu sein.

 

Wie sind Sie auf Albanien gekommen?

SUDABEH MORTEZAI: Auf Albanien bin ich eher zufällig gekommen, weil es so eine Unbekannte ist; ein Land, das mit sehr vielen Vorurteilen behaftet ist und über das es sehr wenig Wissen gibt. Fast ein blinder Fleck auf der Landkarte. Das hat mich neugierig gemacht. Wir sind schlicht hingefahren, um uns das Land anzuschauen und sehr schnell war das Gefühl da, dass es genau das richtige Setting dafür war, was mich thematisch beschäftigt hatte. Es ist auf einer bestimmten Ebene ein sehr modernes und junges Land. Die Vorurteile muss man sofort einmal wegwerfen. Tirana ist so modern, die Menschen sind polyglott und international. Albanien ist ein Land, das stark von Migration bestimmt ist. Unheimlich viele Albaner leben außerhalb des Landes und in Beziehung zur Welt. Es war über Jahrzehnte das am stärksten isolierte Land am Kontinent und ist nun ein sehr weltoffenes Land. Das führt zu einer Bruchlinie durch die Generationen. Man sieht es den Menschen nicht nur altersbedingt an, wer noch die Epoche von Enver Hoxha erlebt und diese Ära noch in seiner Psyche drinnen hat. Man spürt den Unterschied zur Generation, die danach geboren ist. Da sind Welten dazwischen. Und Albanien ist auch deshalb so spannend, weil man ein bisschen etwas weiß. Die Klassiker sind Blutrache, albanische Mafia und Sworn Virgins, dann wird das Wissen schon dünn, vielleicht noch Enver Hoxha und die Bunker.

 

Ein naheliegendes Klischee scheint mir auch der große Unterschied zwischen städtischer Bevölkerung und archaischer Gesellschaft am Land. Was hat sich davon bestätigt?

SUDABEH MORTEZAI:  Das ist in gewisser Weise eine Realität, aber nicht in dem Ausmaß, wie man sich das vorstellen könnte. Das Thema Blutrache z.B. scheint in der Außenwahrnehmung alles zu überschatten. Es betrifft allerdings nur einen kleinen Teil des Landes und beschränkt sich auf einen kleinen Teil der Bevölkerung, ist aber oft die erste Assoziation mit der albanischen Kultur. Albanien ist in religiöser Hinsicht ein sehr diverses Land. Enver Hoxha war sehr stolz darauf, sein Land als atheistisch zu bezeichnen, er hat ja alle Religionen verboten. Man spürt, dass Religion für die meisten Menschen in Albanien keine so große Rolle spielt, aber als Tradition und Folklore erlebt man eine Wiederbesinnung darauf. Das Land ist da sehr durchmischt. Es gibt Katholiken, Orthodoxe, sunnitischen Islam, es gibt die sehr kleine Gruppe der Bektaschi, eines schiitischen Sufi-Ordens, aber auch quer durch alle Bevölkerungsschichten Leute, die gar nicht gläubig sind, andere, die alles feiern. Bei den Katholiken in den Bergen im Nordosten des Landes spielt die Blutrache eine wichtige Rolle. Süd- und Nordalbanien unterscheiden sich kulturell sehr stark voneinander, auch sprachlich ist da ein anderer Klang wahrnehmbar. Die Kontraste zwischen urban und archaisch sind kein Klischee, sondern eine Realität. Aber was ist archaisch? Man denkt vielleicht gleich an Blutrache, es gibt aber auch ganz andere Ebenen. Was ich bei meinen Reisen gespürt habe, ist, dass es für die älteren Menschen ein großer Schmerz ist, dass alle Jungen wegen beruflicher Perspektiven auswandern. Der Bruch ist da.

 

Haben Sie im Zuge Ihrer Reisen wieder Menschen kennengelernt, die Sie als Figuren für Ihren Film inspiriert haben?

SUDABEH MORTEZAI:  Diesmal hat ein Ort eine sehr wichtige Rolle gespielt. In Südalbanien gibt es einen Ort namens Poliçan, der eine interessante Geschichte hat: Enver Hoxha war sehr paranoid, hat eine strenge Isolationspolitik betrieben und sich auch von der Sowjetunion losgesagt. Als letzten Verbündeten hatte er China und den Maoismus, aber selbst mit China hat er sich am Ende überworfen. Seine Paranoia war so ausgeprägt, dass er im ganzen Land hunderttausende Bunker hat bauen lassen, große wie kleine. Auf vier Albaner sollte ein Bunker kommen, damit man sich jederzeit gegen einen Angriff verteidigen konnte.  Im Ort Poliçan befand sich die Waffen- und Munitionsproduktion des ganzen Landes. Ein riesiges Areal, das heute aus Dutzenden verfallener Fabriksgebäude besteht, die stark von der Natur überwuchert sind. Visuell sehr spannend. Ein Ort, wo man an allen Ecken das oppressive System spürt, wo sich aber die Natur den Raum ohne Rücksicht darauf zurückgeholt hat. Dieses mehrere Hektar große Areal gibt es als Duplikat noch einmal in einem Berg drinnen. Enver Hoxha hatte für den Fall der Fälle eines Angriffs eine Kopie dieser Werke in den Berg hineinbauen lassen. Dieser Ort hat sich aufgedrängt und ich habe begonnen, mich mit dem Ort und der dortigen Bevölkerung zu beschäftigen. Vor dem Bau der Waffenfabrik waren dort Dörfer und Hirten, die Stadt Poliçan hat davor nicht existiert. Die Beschäftigten in der Waffen- und Munitionsproduktion waren alle Zwangsarbeiter, zwangsangesiedelt aus ganz Albanien. Es wurden – typisch kommunistisch – Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen gebaut. Die Stadt entstand aus dem Nichts, ausschließlich zum Zweck der Waffenproduktion und ist nun wieder der Natur preisgegeben. Im Film wird auf einer symbolischen Ebene die Frage gestellt: Soll es wieder ein Ort des Lebens werden oder ein Ort des Todes sein?

 

Wird es ein fiktionalerer Film werden als Macondo und Joy?

SUDABEH MORTEZAI: Verglichen mit diesen beiden Filmen, wird EUROPA der fiktionalste werden. Ich werde dennoch wieder viel mit Improvisation arbeiten. Lilith Stangenberg ist die einzige professionelle Schauspielerin, alle anderen werden wieder keine Profis sein. Ich habe aber auch diesmal wieder viele Menschen getroffen und ihre interessanten Geschichten entdeckt und in das Drehbuch einfließen lassen. Die Grundgeschichte ist abstrakter und daher auch fiktionaler, aber immer noch eine Geschichte, die auch aus den Leuten kommt, denen ich begegnet bin.

 

„Europa“ hat im Kontext des Buches mehrere Bedeutungen: Es könnte ein Sehnsuchtsort sein, ein mehr oder weniger fraglicher Werteträger und es ist konkret auch der Name einer Firma, die eine Rolle spielt. Mit welchen Nuancen spielen Sie?

SUDABEH MORTEZAI: Für die junge Generation in Albanien ist Europa ein Sehnsuchtsort. Die europäische Fahne ist neben der US-Fahne sehr präsent. Man sieht nie eine albanische Fahne allein, sie ist immer flankiert von diesen beiden Flaggen. Man sieht sich als Teil von Europa, man will Europa sein und man verbindet Ideale und Sehnsüchte damit. Ich sehe es im Film als etwas Ambivalentes, weil ich die Frage nach dem Ideal und der Realität stelle.

Die Hauptfigur Beate ist eine toughe, ambitionierte … ich möchte gerne das schreckliche Wort Karrierefrau vermeiden. Geschlechterkategorien sollten schon transzendiert sein. Meine Hauptfigur ist eine Frau, es könnte auch ein Mann sein. Sie ist eine Vertreterin des globalen Kapitalismus, die Firma EUROPA ist eine private Sicherheitsfirma, die in Albanien Geschäftsinteressen verfolgt, die Beate in ihrer Mission durchsetzen soll. Dazu gehört, die letzten Bewohner in einem südalbanischen Dorf umzusiedeln. Ich nehme in meiner Geschichte Poliçan als Schauplatz, erzähle aber nicht dokumentarisch die Geschichte dieses Ortes, sondern verwende es stellvertretend als Motiv für einen Ort, wo fast schon alle Menschen weggezogen sind und nur noch ein paar Familien übrig sind. Landflucht, die in Albanien eine Realität ist, ist im Film auf die Spitze getrieben. Beate soll diese letzten Bewohner aussiedeln, weil die ehemals militärisch-kommunistische Infrastruktur für neue Zwecke verwendet werden soll. Sie findet einen Widersacher in einem Mann, der mit diesem Ort so stark verwurzelt ist, dass er auf keinen Fall weg will. Ihn muss sie überzeugen und sich mit ihm auseinandersetzen. Der Konflikt zwischen diesen beiden Kräften steht im Mittelpunkt des Films.

 

Haben Sie in Ihren Recherchen neben der jungen Generation, die Europa als Sehnsuchts- und Aufstiegsort betrachtet, auch eine Bevölkerungsschicht kennengelernt, die die Kehrseite auch sieht?

SUDABEH MORTEZAI: Auf jeden Fall. Ich glaube aber nicht, dass gerade die ältere Generation das so abstrakt betrachtet. Ich glaube, dass sie sich gar nicht so sehr die Fragen stellen, sondern einfach in Ruhe gelassen werden wollen. Diese Generation will einfach ein gutes Leben nach ihren Vorstellungen und wünscht sich auch, dass die jungen Leute nicht alle weggehen, sondern auch in den traditionellen Werten ein Lebensmodell sehen. Ich glaube nicht, dass sie auf einer abstrakten Ebene europakritisch sind. Der Wunsch, Richtung Europa orientiert zu sein, überwiegt in Albanien auf alle Fälle.

 

Ihre Haltung könnte konservativ und weitsichtig zugleich sein?

SUDABEH MORTEZAI: Sie ist beides. Wenn man in Albanien unterwegs ist, beobachtet man viele Dinge, die dort Realität sind, die wir gerade als utopisch ansehen würden. Es gibt z.B. keine Massentierhaltung, keine industrialisierte Landwirtschaft. Wenn man in Albanien Lebensmittel zu sich nimmt, dann sind die immer regional, saisonal, die meiste Zeit bio und zwar nicht aus einem besonderen Denken heraus, sondern weil es das „Normale“ ist. Das, wonach wir uns gerade zurückbesinnen, nach regionalem und saisonalem Biogemüse oder Tierhaltung ohne Tierleid, das ist in den kleinen Strukturen dort Realität, ohne dass die Leute das lange reflektieren. Es ist am Land gang und gäbe, auch bei Leuten, die nicht in der Landwirtschaft tätig sind und einem Job nachgehen, selber etwas anzubauen, eigene Schafe oder Hühner zu haben. Selbstversorgertum ist etwas, das wir uns gerade wünschen, das dort einfach eine Selbstverständlichkeit ist. Dort gibt es das auf eine althergebrachte, natürliche Art. Ich glaube, dass vielen Leuten dort, die so sehr nach Modernisierung streben, nicht bewusst ist, was verloren gehen wird, wenn man sich mehr der EU annähern, dem globalen Kapitalismus anschließen will. Zugleich sind die Strukturen am Land natürlich sehr patriarchal, das Familienbild sehr konservativ, punkto Frauenrechte gibt es noch einiges an Luft nach oben. Es ist ein anderes Gesellschaftsmodell, das in seiner Ambivalenz eben Utopisches und Rückschrittliches vereint.

Auf der anderen Seite ist Beates Welt, eine Corporate Welt, die sich Fortschritt auf die Fahne heftet und in Wirklichkeit nur an Gewinnmaximierung interessiert ist. Große Firmen schmücken sich jetzt mit dem Paket Frauenrechte, Diversität, LGBTQ-Rechte. Seit einigen Jahren mache ich die Beobachtung, dass es in der Corporate Welt neben Green-Washing auch etwas wie Woke-Washing gibt. Die wichtige Frage, die ich mir stelle und die der Film auch anstoßen soll, ist: Wird man auf diese Art und Weise auch wirklich Fortschritt in die Gesellschaft bringen? Es ist einfach, mit moralischer Überlegenheit auf eine so genannte archaische Kultur herabzuschauen, festzustellen, dass da niemand etwas von Diversität oder Frauenrechten versteht. Aber was bringen wir im Paket noch alles mit? Diese Ambivalenzen will ich aufeinanderprallen lassen. Ich will, dass man im Film als Zuschauerin oft unschlüssig ist, mit wem man jetzt sympathisieren soll, weil beide Positionen ihre Tücken haben.

 

Hier sehe ich eine Parallele zu Joy, aber auch eine Spiegelung. In Joy wird bewusst, dass die moralisch klar konnotierte Sexarbeit auch eine Form von Emanzipierung und Befreiung bringen kann. In EUROPA könnte es sein, dass das, was ein prestigeträchtiger Karriereplan ist, zum ethisch bedenklichen Auslaufmodell wird.

SUDABEH MORTEZAI: Dem stimme ich zu. Aber es müsste nicht so sein. Auch Beate ist unter dem Strich natürlich eine ambivalente Figur. Ich glaube nur, dass sehr viel Heuchelei im Spiel ist, wenn sich große gewinnorientierte Firmen mit Parolen von Frauenrechten und Diversität schmücken, in Wirklichkeit beinharte Profitinteressen verfolgen. Ich bin in meiner Recherche auch darauf gestoßen, dass sich nun auch Geheimdienste oder militärische Organisationen mit Frauen- und LGBTQ-Quoten rühmen. Interessant, denn zugleich werden Zivilisten mit Drohnen angegriffen bzw. als „Kollateralschaden“ in Kauf genommen. Ich glaube, es ist eine Methode zur Schau zu stellen, dass man moralisch auf der richtigen Seite ist. Das möchte ich nicht auf ideologisch-abstrakte Art hinterfragen, sondern im Erleben dieser Geschichte.

 

Nach längeren Recherchen fanden im Sommer 2021 auch schon die ersten Drehtage statt. Was stand dafür auf dem Programm?

SUDABEH MORTEZAI: Wir hatten gerade unseren ersten kurzen Drehblock mit zwei der albanischen Hauptdarsteller, den wir aus terminlichen Gründen aus dem Haupt-Drehblock rausgenommen haben. Es geht da um das Bektaschi-Pilgerfest, das jedes Jahr Ende August am Berg Tomorr, dem heiligen Berg der Albaner, stattfindet. Die Bektaschi sind ein schiitischer, spirituell ausgerichteter Sufi-Orden. Sie stellen in Albanien eine eher kleine Bevölkerungsgruppe dar, doch das Pilgerfest zu Ehren von Abaz Ali ist ein sehr beliebtes Ereignis in Albanien, es kommen auch viele Menschen, die nicht unbedingt diesem Glauben anhängen, aus ganz Albanien. Hoch oben auf einem Bergplateau befindet sich ein Schrein zu Ehren von Abaz Ali, einem schiitischen Heiligen, den die Bektaschi verehren. Man stattet dem Schrein einen Besuch ab, die Menschen lassen Geldscheine und Blumen da. Es werden Schafe als Opfertiere geschlachtet, die Leute picknicken, es gibt Musik, es wird sehr viel Raki, das dortige Nationalgetränk getrunken. Der Dreh war eine logistische Herausforderung. Ich arbeite ja gerne im semi-dokumentarischen Setting und hier war eine Spielszene eingebettet in ein religiöses Fest mit vielen unkontrollierbaren Elementen hoch oben auf 2450 Metern. Es gibt keine asphaltierte Straße und keine Infrastruktur dort oben am Berg. Ich freue mich, dass alles so gut gelaufen und das Material wirklich schön geworden ist. Der Hauptdreh wird im Frühjahr 2022 stattfinden. Der Film spielt zur Gänze in Albanien.

 

Wie haben Sie Ihre Hauptdarstellerin gefunden?

SUDABEH MORTEZAI: Ich hab mir beim Schreiben des Drehbuchs bei der Figur der Beate sehr früh gedacht, dass ich sie gerne mit einer professionellen Schauspielerin besetzen würde. Es ist eine sehr komplexe Rolle und ich stellte es mir spannend vor, diesmal mit einer  Schauspielerin zu arbeiten und zu schauen, was sie daraus macht. Ich wollte nicht nur eine Businessfrau, sondern jemanden, die mit den verschiedenen Ebenen dieser Figur auch zu spielen weiß. Als mir die Casting-Direktorin Eva Roth Lilith Stangenberg vorschlug, erinnerte ich mich wieder an Wild von Nicole Krebitz und es hat sich sofort stark und richtig angefühlt. Normalerweise verwende ich beim Casting ja keine Szenen aus dem Drehbuch, sondern arbeite nur mit Impros von ähnlichen Situationen, um nichts vorwegzunehmen. Dieses Mal habe ich eine Ausnahme gemacht und mit Lilith eine wichtige Szene aus dem Buch ausprobiert. Lilith brachte eine unglaubliche Energie rein und es war klar: nur sie kann Beate sein. Ich glaube, es wird eine tolle Arbeit mit ihr.

 

Interview: Karin Schiefer

August 2021