Institut

Filmwirtschaftsbericht 2023, facts + figures 22

FACTS + FIGURES IMPACT “Eismayer”

GROSSES KINO AUF DER GROSSEN LEINWAND!

2022 war für die Filmwirtschaft in Österreich das Jahr des Kino-Comebacks                                                     

Während weltweit mit 657 Mio. Tickets rund zwei Drittel der Kartenverkäufe des Jahres 2019 (knapp mehr als 1 Mrd. Tickets) erreicht wurden, waren es in Österreich mit 10 Mio. Kinobesucher*innen fast drei Viertel der im Jahr 2019 verkauften Kinokarten. Dabei fällt auf, dass vor allem die älteren Besucher*innen (ab 50 Jahren), die während der ersten Monate der Pandemie zuhause geblieben sind, nun wieder verstärkt in die Kinos zurückkehren.

2022 war ein sehr gutes Jahr für den österreichischen Film

650.000 verkaufte Tickets für österreichische Produktionen bedeuten einen Marktanteil des österreichischen Films von beachtlichen 6,5% am Heimmarkt. Grund dafür sind 49 Filme aus heimischer Produktion, die 2022 im Kino gezeigt wurden. In der internationalen Verwertung konnten 35 österreichische Kino-Filme in Summe 2,6 Mio. Seher*innen in 33 Ländern weltweit erreichen.

Deutlich steigende Bedeutung zeigt auch die Präsenz österreichischer Filme auf Festivals. „Austrian Films“ betreute 2022 insgesamt 54 Filme, davon 29 Spielfilme und 25 Dokumentarfilme. Diese Filme erreichten 500 Teilnahmen und 70 internationale Auszeichnungen. 2022 hatten 14 österreichische Kinofilme Weltpremiere auf Key-Festivals, gleich sieben davon in Berlin, Cannes und Venedig.

Die Balance zwischen nationaler Marktrelevanz und internationaler künstlerischer Anerkennung stimmt also nahezu perfekt!

Erstmals gibt es Daten zu allen geförderten Filmen im Fernsehen

Aus der erstmaligen Auswertung der Seher*innen für alle in Österreich empfangbaren TV-Sender wissen wir, dass 2022 in Summe fast 22 Mio. Menschen geförderte österreichische Produktionen (ab 2016 produziert) im heimischen Fernsehen quer über alle Sender gesehen haben. Das bedeutet, dass lineares Fernsehen für den österreichischen Film immer noch eine zentrale Säule der Rezeption darstellt.

Dabei zeigt sich insbesondere, was das Film-Fernseh-Abkommen bewirkt: Im Laufe des Jahres 2022 wurden im ORF 138 Ausstrahlungen von 122 österreichischen Filmen gezählt und dadurch auch ein wesentlicher Beitrag zur Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags geleistet.

Aus dieser Analyse aller Sender wissen wir aber auch, dass nahezu 90% aller Seher*innen dieser heimischen Filme (ab 2016) vom ORF mit seinen Programmen erreicht werden. Das unterstreicht nochmals die enorme Bedeutung des Film-Fernseh-Abkommens für die Sichtbarkeit und Akzeptanz österreichischer Kinofilme beim heimischen Publikum.

Die aktuell am stärksten dynamische Vertriebsform für Filme, das Streaming, liefert nach wie vor keine verlässlichen Zahlen. Eine Idee von den Mengengerüsten kann aber die heimische Kino-Produktion „Was wir wollten“ geben. Der Film wurde ab November 2020 über Netflix weltweit angeboten (in mehr als 200 Ländern rund um die Welt), wurde in über 30 Sprachversionen (teils in Vollsync, teils untertitelt) bereitgestellt und war in über 40 Ländern unter den Top 10 der Charts. Nach konservativen Schätzungen bedeutet das, dass dieser österreichische Film alleine eine Seherschaft in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages erreicht hat.

Wünschenswert wäre eine Regelung wie in der Schweiz, wo die Anbieter detaillierte Informationen an die amtliche Statistik liefern müssen. In der Schweiz sind zwischen 5% (Kauf) und 9,9% (SVOD) aller gesehenen Kinofilme aus Schweizer Produktion. Ebenso wünschenswert wäre die Einführung einer „Streaming-Abgabe“ nach Schweizer oder Europäischem Vorbild für den heimischen Kino- und TV-Film. Wir sind inzwischen eines der wenigen Länder in Europa, die hier noch keine Verpflichtung eingeführt haben.

Die Filmwirtschaft erholt sich erstaunlich rasch

Die Umsatzzahlen für 2021 zeigen einen deutlichen Umsatzzuwachs, vor allem bei den Kinos und dem Verleih. Die Erlöse pro beschäftigten Mitarbeiter*innen aber sinken. Diese Schwierigkeiten führen aber nicht zu einem Rückgang der Bedeutung der Filmwirtschaft insgesamt. Nach der neuen Erhebungsmethode von Statistik Austria sind es 3.782 Unternehmen mit insgesamt 9.409 Beschäftigten, die zusammen (2021) Umsätze in der Höhe von 1.372.067.000 Euro erwirtschaftet haben. Dass die heimische Filmwirtschaft die Pandemie relativ unbeschadet überstanden hat, ist nicht zuletzt der nachhaltigen und raschen Unterstützung durch die öffentliche Hand zu danken.

Die öffentliche Hand hilft entscheidend

Statistik Austria hat in einer weiteren Sonderauswertung die Subventionen für den Bereich der Filmwirtschaft für das hier berichtete Jahr 2021 analysiert. Für den Bereich der Filmwirtschaft wurden 2021 von der öffentlichen Hand 52,5 Mio. Euro als Subventionen zur Verfügung gestellt. Angesichts der in diesem Jahr erzielten Umsatzerlöse von 1.372 Mio. Euro sind das überschaubare Beträge. In Relation zum Umsatz erhielt die Branche also rund 3,8% der realisierten Umsätze.

Neben den Subventionen zur Corona-Hilfe sind auch die Ausschüttungen der Fördereinrichtungen in der Pandemie gestiegen.

2022 haben die österreichischen Förderstellen in Summe 88 Mio. Euro ausbezahlt, etwas weniger als im Jahr 2021. Der Anteil von Kinofilmen erreicht 2022 mehr als 66% der Herstellungsförderung, der Anteil der Fernsehfilme beläuft sich auf 27,2%. Erstauszahlungen wurden für 73 Kinofilme, 129 Fernsehfilme und sieben Serien geleistet. Die Filmförderung ist auf einem guten Weg.

 

Mag. Roland Teichmann
Direktor Österreichisches Filminstitut
Dr. Felix Josef
Redaktion Filmwirtschaftsbericht

 

Rückfragehinweis:
Mag. Roland Teichmann
+43 / 1 / 52 69 730
roland.teichmann@filminstitut.at

 

Der Bericht und die ergänzenden Tabellen zu Kino und Fernsehen befinden sich weiter unten zum Download.