© Victoria Herbig

 

“Menschen sind emotionale Wesen und tun nicht immer das „Richtige“.”

 

Perla hat so einiges an Höhen und Tiefen erlebt. Der Widerspruch scheint ihr Wesen und ihr Lebenselixier zu sein. In ihrem zweiten Spielfilm PERLA entwirft Alexandra Makarová eine Zerrissene, der als junger schwangerer Frau die Flucht über die Grenze des Eisernen Vorhangs gelingt und der sich im Wien der achtziger Jahre ein neues, gutes Leben eröffnet. Doch irgendetwas zieht sie zurück. Mit allen Konsequenzen.

 

PERLA ist das erste beim Drehbuch-Programm If she can see it, she can be it ausgezeichnete Projekt, das nun realisiert wird. Wie entstand das Drehbuch zu PERLA im Kontext dieses Programms?

ALEXANDRA MAKAROVÁ: Die Beziehung zwischen Mutter und Tochter ist für mich der Ursprung all meiner Geschichten, die erste Liebe sozusagen und ein großes Thema für mich persönlich. Die Achtziger Jahre, der Eiserne Vorhang sowie Mutter und Tochter, die miteinander kämpfen … das war das Grundthema, das bereits da war. Als ich mit meiner Tochter schwanger war, hat mich irgendwann eine Panik ergriffen, dass es mit dem Filmemachen vorbei sein könnte. Milan Dor hat mir von diesem Wettbewerb erzählt und mich ermutigt, etwas einzureichen. Die Tatsache, dass ich nun selbst Mutter war, hat meine Sicht auf die Welt und natürlich auch auf das Tochter- und Mutter-Sein komplett verändert. Prämisse von If she can see it, she can be it ist starke Frauenfiguren abseits des Klischees. Ich habe grundsätzlich ein Problem mit dem Begriff „starke Frauenfigur“, weil es gerne falsch interpretiert und teilweise auch missbraucht wird, finde diese Vorgabe aber essenziell für den Wettbewerb. Was heißt das, eine starke Frauenfigur? Ist es die Frau, die trotz Hindernissen immer alles meistert? Für mich ist sie das nicht. Mir geht es vielmehr um eine ambivalente Frauenfigur, die man nicht oft sieht und die Vorbildfunktion haben kann. Eine Frau, die ich im Film nicht oft zu Gesicht bekomme, im Privatleben aber täglich. Der Wettbewerb regt an, Figuren anders zu denken, zwingt uns, alte Rollenbilder zu überprüfen, ist Kompass für differenziertere Geschichten. Als ich Mutter geworden bin, haben mich viele Gedanken beschäftigt, die nicht zwingend für eine warmherzige Mutter sprechen, die aber aus psychologischer Sicht völlig normal sind. Ich würde gerne öfter Filme sehen, die einem das Gefühl vermitteln, dass man nicht völlig verkehrt und vor allem nicht allein ist mit solchen Gedanken. Ich würde gerne mehr Frauenfiguren in Filmen sehen, die nicht der klassischen Mutterrolle entsprechen. Ein selten abweichendes Rollenbild, welches sich quer durch die gesamte Menschheitsgeschichte zieht und das nur dazu dient, Frauen dort zu belassen, wo sie ungefährlich sind. Ich habe mich darauf konzentriert, so eine Frauenfigur zu schaffen und ihre Ambivalenz zu halten. Man bekommt bei If she can see it, she can be it dramaturgische Beratung zur Seite gestellt, das war bei mir in der Treatment-Fassung Marie Kreutzer und später Roland Zag. Es war mit beiden ein tolles Arbeiten. Es ist wirklich ein großartiges Programm. Ich verdanke dem viel.

 

Was hat Sie in die Epoche der frühen achtziger Jahre geführt? Gibt es auch Bezüge zur eigenen Familiengeschichte?

ALEXANDRA MAKAROVÁ: Es gibt sehr viele Schnittstellen zu meiner eigenen Familiengeschichte: Mein ewiges Thema und ewiger Kampf mit der Mutter und dem Heimatgefühl und die Frage, wo liegen meine Wurzeln und wo bin ich eigentlich zu Hause? Das beginnt natürlich mit der ersten Person, mit der man eine Bindung aufbaut und das ist meistens die Mutter. Ich komme aus einer politischen Familie, wo die Themen Vertreibung, Arbeitslager, verbotene Denkweisen zu haben, immer am Tisch waren. Es ist eine Familie von Drehbuchautoren, Journalistinnen und Malern. Meine Mutter konnte in der Tschechoslowakei nicht studieren, was sie wollte, weil der Vater kein Parteimitglied war. Mein Urgroßvater war zehn Jahre im Gulag. Das Thema Lager und Vertrieben-Sein, das ist so in mir drinnen. Ich glaube, dass ich in PERLA unbewusst sehr viel an transgenerationalem Trauma hineingenommen habe, von dem ich zu Beginn gar nicht wusste, dass es das gibt. Auch darum geht es in PERLA: Wie weit bezahlen die Kinder und deren Kinder für die vermeintlichen Fehler der Eltern, der Gesellschaft oder des politischen Systems? Es ist ein langer Prozess.

 

Wie haben Sie den politischen Kontext in der damaligen ČSSR hergestellt?

ALEXANDRA MAKAROVÁ: Ich war immer schon sehr geschichtsaffin und tauche tief in meine Themen ein. Ich liebe die Recherche und die Vorbereitung. Ich habe die historischen Fakten sehr ernst genommen, glaube aber dennoch, dass die filmische Glaubwürdigkeit der historischen Faktentreue vorgeht. Ich kenne mich in dieser Zeit wirklich aus, daher war mir Genauigkeit bis ins kleinste Detail sehr wichtig. Warum die achtziger Jahre? Der Sozialismus hat sich in der Tschechoslowakei nach der Übernahme durch die Kommunisten 1948 stark verändert. Ich wollte eine Phase wählen, in der es nicht so hart war wie in der stalinistischen Ära der fünfziger Jahre. Danach war es lockerer bis zum Prager Frühling, 1968 war das wieder zu Ende. In den frühen achtziger Jahren kommt wieder eine Hoffnung auf, man konnte aber noch nicht wissen, dass die Wende 1989 nicht mehr so weit weg lag. Ich wollte eine Zeit „dazwischen“, die dem Ende des totalitären Regimes schon sehr nahe war. Ich selbst komme aus Košice an der Grenze zur Ukraine, wo die Truppen des Warschauer Pakts als erste die Grenze überschritten haben. Sie sind so schnell einmarschiert, dass niemand wusste, was gerade passiert. Meine Großmutter spazierte damals mit meiner Mutter im Kinderwagen durch die Stadt und traf dabei zufällig auf einen Kollegen aus der Redaktion. Ein junger Fotograf. Er schnappte sich seine Kamera und ging los, um Aufnahmen von den einfahrenden Panzern zu machen. Als er sie traf, gab er ihr den Film mit und bat sie, ihn bis Redaktionsschluss abzugeben. Am nächsten Tag hat er sich erhängt. Ein junger Mann, diese Hoffnungslosigkeit zu wissen, dass jetzt Schluss ist mit all den Träumen – das berührt mich heute noch so. Viele wussten, was das zu bedeuten hatte, und dass mit einem Schlag die ganze Hoffnung nicht nur zerstört war, sondern man eingesperrt war, ausgeliefert.

 

Geht es in Ihrem Film u.a. auch darum zu erzählen, wie das politische System auf das individuelle Leben wirkt und wie es unweit unserer Grenze das Leben unzähliger (junger) Menschen zerstört hat?

ALEXANDRA MAKAROVÁ: Das war nicht mein Ausgangspunkt. Ich gehe immer von einer Emotion aus. Ich bin 1985 geboren, habe die ersten Jahre in der Tschechoslowakei gelebt und bin erst 1991 nach Wien nachgekommen. Das ganze Leben ist dadurch geprägt, weil die Eltern und in meinem Fall auch die Großeltern und Verwandten, mit denen ich in dieser prägenden Zeit der Kindheit zu tun hatte, dieses System durchlebt haben. Ihre Haltung, ihre Geschichten sind völlig andere gewesen, selbst die Art Probleme zu lösen, zu lieben oder die Sichtweise aufs Leben. Wäre ich in Wien in einer Familie aufgewachsen, hätte ich wahrscheinlich andere Themen gehabt. Eine Frage, die mich schon ein Leben lang beschäftigt, ist die, warum diese Grenze zwischen Österreich und der damaligen Tschechoslowakei so nahe ist und es weder Austausch noch Verständnis füreinander gibt. Ich dachte immer, es liegt nur an den Österreicher*innen, aber im Laufe dieses Films ist mir bewusst geworden, dass es heute definitiv auf beiden Seiten liegt. Da sind so viel Angst, so viele Vorurteile. Es wird noch viele Generationen brauchen, bis das raus ist.

 

Perla ist eine Frau, die zwei Männer liebt und natürlich ihre Tochter. In einem entscheidenden Moment trifft sie eine folgenschwere Entscheidung, bei der ihre Tochter nicht oberste Priorität ist. Wie charakterisieren Sie Ihre Hauptfigur?

ALEXANDRA MAKAROVÁ: Perla ist eine unfassbar lebensbejahende Frau. Sie lebt im Jetzt und verdrängt alles, was sie erlebt hat aus einem Überlebensmechanismus heraus. Sie ist überzeugt, alles für ihre Tochter aus einer guten Intention heraus zu tun. Gleichzeitig reagiert sie auf Impulse und alte Gefühle und wird wieder zurückgerissen. Ich bin zur Zeit mitten im Schnitt und erlebe eine Szene, wo ich mich frage Warum tut sie das? und in der nächsten Szene löst ein Blick von ihr wieder vollstes Verständnis und das Gefühl aus, dass ich ihr diese Freiheit vergönne. Sie trifft mehrere Entscheidungen, die auf rationaler Ebene absolut nicht zu verstehen sind. Aber Menschen sind emotionale Wesen und tun nicht immer das „Richtige“ und nicht das, was man von ihnen erwartet. Perla ist definitiv eine Mutter, die sich anders verhält, als es die Gesellschaft von ihr erwarten würde.

 

Sie ist auch eine Frau, die von zwei Systemen geprägt ist.

ALEXANDRA MAKAROVÁ: Klar. Sie hat einen unheimlichen Freiheitsdrang und lebt nun in einem Land, wo sie das alles verwirklichen kann, gleichzeitig auch wieder nicht, weil sie die Ausländerin bleibt und gar nicht die Möglichkeiten hat, ihre Freiheit auszuleben. Sie muss sich das hart erkämpfen und das Erlebte und Vergangene bleibt dennoch da. Daher verliebt sie sich in diesen Mann in Wien, der Indologe ist und große Teile der Welt gesehen hat, während sie in der Tschechoslowakei nur davon träumen konnte. Ich glaube, die Faszination für die weite Welt, Kultur, Musik, das teile ich total mit ihr. Ihre Tochter Julia hat eine ganz andere Neugier als wenn man sich jetzt Kinder ansieht, weil die Welt in den achtziger Jahren auf gewisse Weise viel kleiner war, man nicht alles kannte, es Vieles nicht gab. Die Neugier und Begeisterung für kleine Dinge ist einfach größer.

 

Wie kam es, dass Sie das intellektuelle Setting der Geschichte zwischen Kunst, Musik und indischer Philosophie eingebettet haben? Warum haben Sie diese Berufe gewählt?

ALEXANDRA MAKAROVÁ: Ich habe mehrere Berufe durchprobiert. Perla ist Malerin, weil meine Mutter Malerin ist und mein Großvater Maler war. Ich bin mit einer großen Affinität zu Malerei, Bildern und Farben groß geworden. Bei der Figur des Josef habe ich lange herumprobiert und bin dort gelandet, weil mein damaliger Stiefvater Indologe war. Durch ihn bin ich sehr früh sehr viel durch Asien gereist, das hat mich geprägt. Ich wollte es ursprünglich nicht, dass Aspekte der Figuren so nahe an meiner eigenen Geschichte sind. Ich wollte auf keinen Fall, dass Josef Künstler ist und ich wollte, dass Perla und er sich auf einer Ebene treffen, die nicht die offensichtliche ist. Wenn man in den achtziger Jahren Indologe war, dann muss man anders sein als der Rest der Bevölkerung. Sie ist anders. Er ist anders. Deshalb kommen die beiden zusammen.

 

Wie haben Sie produktionstechnisch die achtziger Jahre in Wien bzw. in der damaligen Tschechoslowakei in der Stadt und am Land erzeugt?

ALEXANDRA MAKAROVÁ: Wir haben den ersten Teil in Wien, den zweiten in der Ostslowakei gedreht, wo es sich in Szenen in der Stadt Košice und auf dem Land aufteilt. Die ganze Sequenz, die am Land spielt, hebt sich vom Rest des Films ab, weil es von der Stimmung her geradezu surreal und abstrakt wird. Es ist ein historischer Film mit einem nicht so hohen Budget, da mussten wir schon sehr kreativ sein und in allen Departments zusammenarbeiten. Ich bin sehr glücklich, dass wir Klaudia Kiczak als Szenenbildnerin hatten. Ich hatte vor unserer ersten Reise gedacht, dass es nicht so schwierig sein würde, in dieser Region noch Bausubstanz zu finden, die ohne weiteres die achtziger Jahre entstehen lässt. Ich war vor einigen Jahren noch in einem der Dörfer, das war, als ob die Zeit stehen geblieben wäre und nun wenige Jahre später ist sehr viel renoviert und alles anders geworden. Die erste Motivbegehungsreise war sehr ernüchternd. Wir haben dennoch dank des slowakischen Teams tolle Motive gefunden.

 

Wie haben Sie mit Kameramann Georg Weiss den Look des Films und seine Farbigkeit erarbeitet?

ALEXANDRA MAKAROVÁ: Ich habe mit Georg alle meine Kurzfilme und auch meinen ersten Langfilm Zerschlag mein Herz gemacht. PERLA ist unser erster „normal“ budgetierter Film. Vom Zeitpunkt an, wo ich 2020 den Wettbewerb von If she can see it she can be it gewonnen habe, haben wir uns kontinuierlich getroffen und an der Auflösung gearbeitet, ohne zu wissen, ob der Film in die Herstellung gehen würde. Wir hatten Monate vor dem Dreh eine komplette Auflösung des Films, die wir dann noch leicht an die Drehorte angepasst haben. Wir sind beide kinoliebende Nerds, sehen die Welt mit ähnlichen Augen, mögen dieselben Filme, begeistern uns für dieselben Filmemacher*innen und stehen total auf Vorbereitung. Ich denke, ich kann für uns beide sprechen, wir haben diese Vorbereitungszeit geliebt. Als die letzte Szene gedreht war, ist uns zwar ein Stein vom Herzen gefallen, aber es war auch eine wunderschöne Zeit vorbei. Georg hatte eine Kamerabibel gemacht mit Moodfotos, der kompletten Auflösung, Positionen, Plänen, Lichtstimmungen. Ich hatte dasselbe für meine Regiearbeit, geordnet nach Drehtag. Jeder Drehtag ein eigenes PDF. Alle im Team haben das vor dem Dreh bekommen. Es war ein langer Prozess, bis wir uns sicher waren, welche Farbigkeit wir in dieser Zeit sehen, welche Kameraführung, welche Perspektiven und was für ein Format wir wollten. Wir waren zuerst bei Kodakchrome und der Fotografie der fünfziger, sechziger und siebziger Jahre und haben uns dann auf ein paar Farben und die Kontraste geeinigt. Schwarz ist richtig tiefschwarz. Rot war sehr wichtig; es ist fast in jeder Szene ein roter Akzent, sei es ein Feuerzeug oder eine rote Mütze. Und als Format haben wir 4:3 gewählt, worüber ich besonders glücklich bin. Für einen historischen Film ist es hilfreich, weil man nicht den kompletten Ausschnitt ausstatten muss.

 

Wie verlief das Casting? Wen haben Sie gesucht, wen haben Sie gefunden?

ALEXANDRA MAKAROVÁ: Casting war eine lange Geschichte, beginnend bei Perla. Ich habe beim Schreiben selten Ideen, wie jemand körperlich aussehen soll. Ich habe nur Ideen für ein Gefühl, wie jemand ist. Meistens überträgt sich das Gefühl auch auf den Körper. Ich habe mit Eva Roth und in der Slowakei mit Petra Svarinska und Monica Krcmarova gearbeitet, Martina Poel hat das Kindercasting gemacht. Carmen Diego, die die Rolle der Tochter Julia spielt, ist großartig. Sie ist nicht einfach nur Kind. Ich finde es schade, wenn Kinderfiguren in Filmen so gecastet sind, als hätten sie keinen Charakter, sondern als wären sie Schablonen, die man herumschiebt, wie man sie gerade für das Funktionieren der Erwachsenenfiguren braucht. Das ist bei Carmen gar nicht der Fall. Rebeka Polakova, die Perla spielt, hat ein Gesicht, das fürs Kino gemacht ist. Sie hat eine enorme Präsenz und arbeitet sehr präzise mit einer scharfen Intelligenz. Ich kann sie stundenlang anschauen und entdecke immer etwas Neues. Ich freue mich schon darauf zu sehen, wie die Menschen auf sie reagieren.

 

Haben Sie den Dreh intensiv mit den Schauspieler*innen vorbereitet?

ALEXANDRA MAKAROVÁ: Jein. Ich probe ungern vor dem Dreh, allerdings hatten wir sehr viele Treffen und Gespräche. Vorbereitung kann so Vieles sein. Ich funktioniere zum Beispiel sehr über Musik und die habe ich mit allen Darsteller*innen geteilt, vielen hilft es, die Emotion leichter zu finden. Rebeka und Simon Schwarz, der Josef spielt, hatten ein Konstellations-Casting und natürlich auch mit den Kindern. Man hat mir zwar geraten zu proben, ich war aber froh, dass ich es nicht getan habe. Ich arbeite anders. Ich weiß genau, was ich will und was ich von einer Szene erwarte, bin aber auch sehr offen für Vorschläge und ich kann schnell umdenken. Das ist natürlich nur möglich, weil wir alles sehr genau vorbereitet haben. Wir haben uns gemeinsam hinbewegt und das Entwickeln der Szene vor Ort ist einer der magischsten Momente beim Filmemachen.  Etwas ist nur in diesem Moment möglich, man kann es einfangen oder auch nicht. Es kann gelingen oder auch nicht. Und dann ist der Moment für immer weg. Ich glaube, das Maximum an Takes war acht. Ich wollte meine Entscheidungen nicht im Schnitt treffen, sondern beim Dreh, im besten Fall im Drehbuch. Clint Eastwood, der dafür bekannt ist, dass er nur sehr wenige Takes macht, hat in einem Interview erzählt, dass die einfache Begründung, die ist, dass er um acht Uhr zu Hause sein möchte und dass es nicht besser wird. Mir hat der Ansatz immer sehr gefallen. Das Grundvertrauen, dass man eine Entscheidung trifft, die jetzt im Moment richtig ist, halte ich für wichtig.

 

Vor welchen Fragen stehen Sie nun in der aktuellen Schnittphase?

ALEXANDRA MAKAROVÁ: Joana Scrinzi und ich haben jetzt die ersten drei Wochen hinter uns und sind bald einmal ganz durch. Es ist momentan ähnlich wie beim Drehen, ich gehe jeden Tag mit einer Freude und Neugier in den Schneideraum, genieße die Zusammenarbeit und die vielen Ideen und Nüsse, die es zu knacken gilt. Klar habe ich Angst, dass nicht alles so aufgeht, wie ich mir das beim Schreiben vorgestellt habe, aber Angst ist sowieso kein guter Ratgeber und ich bin zuversichtlich. Natürlich ist der Schnitt eine wesentliche, magische Phase. Heilig. Die Grundentscheidungen werden beim Drehen getroffen, jetzt ist es ein Ausprobieren und ein gemeinsames Hinbewegen, um das Beste aus der Geschichte rauszuholen, damit es die Menschen berührt und zum Denken anregt. Es macht wirklich Spaß. Das tolle an der Schnittphase ist, dass der Film in enger Zusammenarbeit entsteht und wenn das eine clevere und leidenschaftliche Editorin wie Joana ist, dann umso mehr.

 

Interview: Karin Schiefer

April 2024