Institut
Inklusions-Check
Die Projektkommission betont in ihrem Mission-Statement ihr Bemühen um „Diversität (…), die unsere Lebenswirklichkeit widerspiegelt und unsere Gesellschaft zeitgemäß kritisch wie unterhaltend reflektiert. Ziel ist die Repräsentation aller in Österreich lebender Menschen.“ Gezieltes Augenmerk wird ebenso auf die Gleichstellung der Geschlechter gelegt, „um sämtliche Potentiale des heimischen Films ausschöpfen zu können.“
Daher werden den Mitgliedern der Projektkommission zu den eingereichten Projektentwicklungen und Herstellungen regelmäßig standardisierte Inklusions-Checks (ohne Ranking und/oder Förderempfehlung) zur Verfügung gestellt. Jeder vorgelegte Inklusions-Check besteht aus zwei einander ergänzenden Teilen:
1. Selbstreflexion: Dieser erste Teil des Inklusions-Checks besteht aus Fragen zu Diversitäts- und Inklusionsaspekten der Projekte und wird von den Einreichenden im Zuge der Online-Antragstellung ausgefüllt. Mit diesem verpflichtenden Teil der Einreichunterlagen möchte das ÖFI Filmschaffenden ein Werkzeug zur Verfügung stellen, um ihre filmische Praxis gezielt in Bezug auf diese Themen zu reflektieren.
Dokumentarfilm-Selbstreflexion
2. Expert*innen-Einordnung: Der zweite Teil des Inklusions-Checks ist bereits seit einigen Jahren im ÖFI im Einsatz. Die eingereichten Drehbücher und -konzepte der Projektentwicklung und Herstellung werden von externen Expert*innen nach Gender- und Diversitäts-Kriterien beleuchtet, die vom Filminstitut unter Einbeziehung internationaler Fachexpertise erarbeitet wurden und laufend weiterentwickelt werden.
Die beiden Teile des Inklusions-Checks fließen als ein zusätzliches Element in die Diskussion der Projektkommission ein.
Mit dieser Maßnahme verfolgt das ÖFI sein Ziel, Chancengleichheit in der Filmbranche zu fördern sowie die Repräsentation und Inklusion aller in Österreich lebenden Menschen vor und hinter der Kamera zu stärken.
Aufbau der Spielfilm-Expert*innen-Einordnung:
- GENDER-BIAS
o Bechdel–Wallace–Test
o Mako Mori-Test
- GENDER-REPRÄSENTATION
o Präsenz, Alter, soziale Situation
- DIVERSITÄT
o Chaves Perez-Test
- GEWALT
o Strukturelle und sexualisierte Gewalt
- INKLUSIONSKRITERIEN:
o Geschlechter-Gleichstellung bei weiblichen und männlichen Figuren
– Anzahl von weiblichen und männlichen Figuren, ihre Screen-Time und Sprechzeit, Lead, differenzierte versus stereotype Darstellung, Thematisierung unterrepräsentierter Inhalte, Reflexion über strukturelle Benachteiligung
o Sexismusfreiheit
– Körperliche Diversität, Beurteilungsfreiheit in Bezug auf Körper und Handeln, Stereotypisierungsfreiheit, Subjektivierung versus Objektivierung, Komplexität und Entwicklung der Figuren
o Diversität
– Diversität von Gender und Begehren, Altersdiversität, Anti-Ableismus, plurales Gesellschaftsbild, Repräsentanz unterrepräsentierter Gruppen, differenzierte Darstellungen von Reproduktions- und Care-Arbeit
o Diskriminierungsfreiheit
– Reflexive Darstellung von Ungleichverhältnissen, differenzierte Darstellung benachteiligter Gruppen, Stereotypisierungsfreiheit, reflexive Darstellung von Gewalt und sexualisierter Gewalt, selbstreflexive und komplexe Darstellungsweise
Erreicht ein Drehbuch in allen Bereichen mindestens 50% der Kriterien, erfüllt es eine „inklusive Praxis“.
Bechdel-Wallace-Test
* Gibt es zwei Frauen mit Namen,
* die miteinander sprechen
* über etwas anderes als Männer?
Mako Mori-Test
* Gibt es eine weibliche Figur
* mit einem eigenen Handlungsbogen,
* der nicht der Unterstützung des Erzählbogens einer männlichen Figur dient?
Chaves Perez-Test
* Gibt es zwei nicht weiße Figuren oder Figuren mit Migrationshintergrund, die einen Namen haben,
* die miteinander sprechen
* über etwas anderes, als ein Verbrechen?
Aufbau der Dokumentarfilm-Expert*innen-Einordnung:
- INKLUSIONSKRITERIEN
o Geschlechter-Gleichstellung bei weiblichen und männlichen Protagonist*innen
– Anzahl von weiblichen und männlichen Protagonist*innen, Expert*innen, Hauptprotagonist*innen, Erzähler*innen, Thematisierung weiblicher Identität, Reflexion struktureller Ungleichheit
o Sexismusfreiheit
– Subjektivierung versus Objektivierung, stereotypenfreie Darstellung bezahlter und unbezahlter Arbeit, körperliche Diversität, Reflexion sexualisierter Kontexte
o Diversität
– Altersdiversität, plurales Gesellschaftsbild, Diversität von Gender und Begehren, Anti-Ableismus, differenzierte Darstellung benachteiligter und unterrepräsentierter Gruppen
o Diskriminierungsfreiheit
– Differenzierte Darstellung unterrepräsentierter Gruppen und Personen, Reflexion systemischer Barrieren, Reflexion intersektionaler Diskriminierung, selbstreflexive und komplexe Darstellungsweise
Erreicht ein Drehkonzept in allen Bereichen mindestens 50% der Kriterien, erfüllt es eine „inklusive Praxis“.