- Das mittlere Budget eines 2018 angelaufenen europäischen Kinospielfilms beträgt EUR 1,93 Mio.
- Die beiden wichtigsten Finanzierungsquellen sind eindeutig direkte öffentliche Förderung und Investitionen von Rundfunkveranstaltern, welche 26 % beziehungsweise 21 % der Gesamtfinanzierung ausmachen.
- Der prozentuale Anteil der direkten öffentlichen Förderung an der Filmfinanzierung nimmt mit zunehmender Marktgröße und zunehmendem Budgetvolumen ab.
Der Bericht soll eine Momentaufnahme konkreter jährlicher Zahlen bieten, wie europäische Kinospielfilme finanziert werden. Diese Analyse bietet eine ganzheitliche gesamteuropäische Perspektive und ergänzt Arbeiten, die auf nationaler Ebene ausgeführt wurden. Sie gewährt einzigartige, auf Tatsachen gestützte Einblicke in ein breites Spektrum an wissenschaftlichen Fragen, von einer Quantifizierung des durchschnittlichen Budgets europäischer Kinospielfilme bis hin zur Bedeutung individueller Finanzquellen.
Budgets von Kinospielfilmen in Europa
Laut betrachteter Datenauswahl beträgt das durchschnittliche Budget eines 2018 angelaufenen europäischen Kinospielfilms EUR 3,16 Mio., während sich das mittlere Budget der Auswahl auf EUR 1,93 Mio. beläuft. Durchschnittliche Budgets unterscheiden sich jedoch stark von Land zu Land. Es ist nicht verwunderlich, dass durchschnittliche Budgets in größeren Märkten höher und in Länder mit geringerem Zuschauerpotenzial niedriger sind, da die Verwertung auf nationalen Märkten für die meisten Filme nach wie vor entscheidend ist. Das mittlere Budget für europäische Spielfilme aus Deutschland, Frankreich, Italien oder dem Vereinigten Königreich (den großen Märkten in dieser Auswahl) beläuft sich 2018 auf EUR 2,8 Mio., verglichen mit EUR 1,7 Mio. für Spielfilme, die in einem europäischen Markt mittlerer Größe produziert wurden, und EUR 1,2 Mio. für Spielfilme von kleinen Märkten.
Finanzierungsstrukturen für Kinospielfilme in Europa
2018 stützt sich die Finanzierung europäischer Kinospielfilme weiterhin in erster Linie auf fünf Finanzierungsquellen: direkte öffentliche Förderung, Investitionen von Rundfunkveranstaltern, Investitionen von Produzenten, Vorabverkäufe und steuerliche Anreize. Die beiden wichtigsten Finanzierungsquellen sind eindeutig direkte öffentliche Förderung und Investitionen von Rundfunkveranstaltern, welche 26 % beziehungsweise 21 % der Gesamtfinanzierung ausmachen. Es scheint zwischen den Ländern jedoch wesentliche strukturelle Unterschiede bei der Frage zu geben, wie Kinospielfilme finanziert werden. Einige dieser Unterschiede stehen offensichtlich im Zusammenhang mit der Marktgröße.
Die beiden augenfälligsten Unterschiede betreffen direkte öffentliche Förderung und Vorabverkäufe. Die Daten besagen eindeutig, dass das Gewicht direkter öffentlicher Förderung bei der Filmfinanzierung mit zunehmender Marktgröße sinkt und umgekehrt. Während öffentliche Förderung in den vier größten Beispielmärkten lediglich für 20 % der Gesamtfinanzierung stand, machte sie 43 % in mittelgroßen und 54 % in kleinen Beispielmärkten aus.
Im Gegensatz dazu nimmt die Bedeutung von Vorabverkäufen (außer denen an Rundfunkveranstalter) als Finanzierungsquelle mit der Marktgröße ab. Vorabverkäufe sind eher in großen Märkten von Bedeutung, wo sie 2018 17 % im Vergleich zu „nur“ 8 % in mittelgroßen und kleinen Beispielmärkten ausmachen.
Methodik
Die vorliegende Analyse stützt sich auf eine Datenauswahl, welche detaillierte Finanzierungspläne für 568 europäische Realspielfilme, die 2018 in den Kinos anliefen, aus 23 europäischen Ländern umfasst. Die Datenauswahl beinhaltet sowohl rein nationale Produktionen als auch Koproduktionen mit europäischer Mehrheitsbeteiligung. Es geht um ein Gesamtfinanzierungsvolumen von EUR 1,80 Milliarden. Geschätzt erfasst die Datenauswahl 49 % aller 2018 gestarteten europäischen Spielfilme.
Quelle: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle
‘Fiction film financing in Europe – 2020 Edition’ hier herunterladen