Deutschland

Zusammenfassung der Ergebnisse der FFA-Studie

Die Kinobesucher in Deutschland weisen unabhängig von ihrer Herkunft ähnliche Gewohnheiten auf, wenn es um ihr Filmkonsumverhalten geht. Zwar gehen Deutsche mit Migrationshintergrund 1,2 oder in Deutschland lebende Ausländer 2 häufiger als die deutsche Bevölkerung ins Kino. Allerdings gibt es in diesen beiden Gesellschaftsgruppen in absoluten Zahlen betrachtet auch sehr viel mehr jüngere Menschen als im Bundesdurchschnitt – die traditionell öfter im Kino sind als ältere Zielgruppen. Nimmt man jedoch ausschließlich die ausgesprochen kinoaffine Altersgruppe der 10 bis 39 Jährigen als Bezug, dann ist das Verhältnis nahezu ausgeglichen. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (gfk), die im Auftrag der FFA erstellt wurde und den Filmkonsum von Deutschen mit Migrationshintergrund sowie von Ausländern untersuchte.

„Die rund 16 Millionen Deutsche mit Migrationshintergrund und ausländischen Mitbürger sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Gesellschaft und bilden natürlich auch eine wichtige Zielgruppe für das Kino – ohne dass wir bislang tiefergehende Informationen über ihren Filmkonsum oder ihre Kinoaffinität kennen würden“, betont der stellvertretende FFA-Vorstand Frank Völkert. Dies sei auch der Grund, weshalb die FFA erstmals das Kinobesuchsverhalten dieser Zielgruppen analysiert und „einige überraschende Erkenntnisse zu Tage gefördert hat, die in den regelmäßig veröffentlichten Studien nicht abgefragt und erfasst werden“, ergänzt Völkert.

Weitere Details aus der Studie:

  • Deutsche mit Migrationshintergrund geben durchschnittlich pro Kopf mehr fürs Kino aus (38 bzw. 34 Euro pro Jahr)
  • Die Kinobesuchsintensität liegt bei Deutschen mit Migrationshintergrund höher (4,5 bzw. 4,3 Besuche pro Jahr) – im Vergleich der strukturgleichen Gruppen jedoch auf annähernd dem gleichen Level (4,5 bzw. 4,5)
  • Bei der Betrachtung der Entertainmentmärkte geben Deutsche mit Migrationshintergrund überproportional viel Geld für Kauf- und Leihvideos aus
  • Ausländische Filmkonsumenten sind jünger als deutsche Filmkonsumenten
  • US-Filme rangieren bei Ausländern mit Abstand an erster Stelle, deutsche Filme liegen auf Platz 2, dicht gefolgt von englischen Filmen

Die GfK führt im Auftrag der FFA innerhalb des GfK Consumer Panels MediaScope eine kontinuierliche Beobachtung des deutschen Kino- und Videomarktes durch. Im Dezember 2014 wurden in einer zusätzlichen Befragung zunächst die Gruppe der Deutschen mit Migrationshintergrund erfasst und anschließend in die Paneldaten eingespielt, um darauf aufbauend ihr Konsumverhalten auf Basis der Jahresdaten 2014 zu betrachten. Der Filmkonsum von ausländischen Mitbürgern wurde zusätzlich im August 2015 über eine Befragung innerhalb des Ausländerpanels der GfK durchgeführt. Auch hier lag der Fokus der Befragung neben der Erstellung eines soziodemografischen Profils von Kinobesuchern und Videokäufern und -leihern auf deren Filmkonsumverhalten. Die Studie weiter unten als Download.

1 Deutsche mit Migrationshintergrund: Mindestens ein Elternteil besitzt nicht die deutsche Staatsangehörigkeit und/oder mindestens ein Elternteil hat Deutsch nicht als Muttersprache (Quelle: Statist. Bundesamt)

2 Deutsche mit Migrationshintergrund: 9,09 Mio.; in Deutschland lebende Ausländer: 6,83 Mio. (Quelle: Statist. Bundesamt)

Quelle: Website ffa.de

Internationales Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen IZI – Forschungsschwerpunkt Migration/Diversity

Kulturelle Vielfalt im Kinderfernsehen
Medienanalysen zum Kinderfernsehen weltweit und in Deutschland

Fazit
Medienanalysen des deutschen und internationalen Kinderfernsehens zeigen, dass es noch viel Raum für diverse Figuren und Geschichten gibt. Kinder erleben Diversität in ihrem täglichen Leben. Sie sollten die lokale Diversität im Fernsehen in Form von spannenden, positiven Darstellungen wiederfinden, die Gemeinsamkeiten spiegeln. Fernsehen kann auch die Ressourcen, die Anderssein mit sich bringt, aufzeigen sowie Wege, wie Kinder mit Unterschieden umgehen können. Neben der Quantität der Darstellung ist selbstverständlich auch deren Qualität zentral.
Fiktionale Figuren sollten nicht nur über ihren natio-ethno-kulturellen Hintergrund definiert werden. In den Figuren sollen Themen aufgegriffen werden, die Kinder insgesamt bewegen, ihr besonderer Hintergrund kann aber trotz allem sichtbar werden – und zwar nicht nur im Äußeren, z. B. in einer Gruppe, die sich aus Figuren unterschiedlicher Hautfarbe zusammensetzt. Diese Quotierung entspricht meist nicht der Alltagserfahrung der Rezipientinnen. Es kann stattdessen sinnvoll sein, mehrere Figuren mit demselben Hintergrund darzustellen. Dies ermöglicht die Darstellung inner- wie interethnischer Freundschaften und wirkt einer Stereotypisierung entgegen, denn ein größerer Cast nimmt die Last von einer Figur, alles zu repräsentieren, und erlaubt eine Differenzierung innerhalb der Gruppe. Zum Quellartikel.

Das mit Hannah Montana ist vorbei
Wie präadoleszente Mädchen durch Medien ihre multikulturelle Identität aushandeln

Wie nutzen Mädchen mit Migrationshintergrund die Medienkultur, um ihre weibliche Identität auszuhandeln? Obwohl dies eine zunehmend beliebte Fragestellung ist, berücksichtigen nur wenige, wie multikulturelle Mädchen der Mittelschicht sich mit der Medienkultur auseinandersetzen.

Fazit
Die drei befragten Mädchen zeigen das ganze Spektrum der ausgehandelten kulturellen Identitäten, die wir unter den Befragten gefunden haben. Gila ist in der US-amerikanischen wie in der israelischen Kultur kompetent. Ihr Interesse an israelischen Medien erhält sie unabhängig von ihrer Verwurzelung in der Kultur der USA, des neuen Heimatlandes ihrer Familie, aufrecht. Ihr Wissen über beide Kulturen nutzt sie, um Erfolgsfaktoren zu bestimmen – lebhaft demonstriert an What Not to Wear -, sie bewahrt sich jedoch einen Sinn für Authentizität. Ganz ähnlich verbindet Gabriela mehrere Kulturen, nämlich die US-amerikanische, die brasilianische, die britische und die französische miteinander. Aber mit so vielen kulturellen Hintergründen kann sie nicht alles auf einmal sein, das wäre zu fragmentierend. Deshalb bringt sie ihre Suche nach Authentizität dazu, sich selbst zwischen den verschiedenen Kulturen zu positionieren und auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben – die Erde zu berühren -, darauf ausgerichtet, die Integrität ihrer Persönlichkeit aufrechtzuerhalten. Amanda dagegen erhebt ernsthaft den Anspruch, dass die US-amerikanische Teenager-Medienkultur ihre eigene ist. Sie ist eifrig bemüht, ihre parasoziale Beziehung zu den US-amerikanischen Prominenten zu vertiefen, um so ihr Wissen über diese mediale Welt zu zeigen. Wie für viele weibliche Teenager auf der ganzen Welt ist diese Fantasiewelt für sie überaus real und löst heftige und starke Gefühle aus. Zum Quellartikel.

Teenager, sexuelle Diversität und Fernsehen
Jugendliche mit und ohne homosexuelle Orientierung diskutieren Programme

Auch die sexuelle Orientierung ist ein Aspekt menschlicher Diversität. Obgleich sexuelle Anziehung ein intimes Thema ist, sollte es doch im Fernsehen eine Rolle spielen. Wie Qualitätsprogramme des PRIX JEUNESSE INTERNATIONAL-Festivals, die das Engagement ihrer schwulen Protagonisten dokumentieren, von Jugendlichen rezipiert werden, zeigt eine IZI-Studie. Zum Quellartikel.

Was ist »mediale Integration«?
Die Rolle der Medien bei der Eingliederung von MigrantInnen

Vom »unerwünschten Ausländer« zur »notwendigen Migration und Integration« – Massenmedien leisten einen Beitrag für die Verbreitung von Bildern von MigrantInnen ebenso wie für die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in die Medienproduktion.

Fazit
Die Präsentation der MigrantInnen in den deutschen Mainstream-Medien weist – insbesondere im Nachrichten- und Informationssektor – erhebliche Defizite im Hinblick auf die interkulturelle mediale Integration auf. Eine der Ursachen ist die weitgehend monoethnisch-deutsche Medienproduktion, d. h. der gravierende Mangel an ethnischer Diversität unter den GestalterInnen ihrer Angebote. Auch die Inhalte der türkischen Ethnomedien – über andere liegen keine wissenschaftlichen Analysen vor – sind eher integrationshemmend als integrationsfördernd. Die Furcht vor großen ausgeprägten ethnischen Mediengettos ist allerdings unbegründet: Die große Mehrheit der MigrantInnen nutzt sowohl deutsche als auch ethnische Medien. In den deutschen Medien zeichnen sich – sowohl in den Inhalten als auch in der Produktion – erste Schritte zu einer Besserung medialer Integration ab, die vor allem dem Paradigmenwechsel im politischen Diskurs über Migration und Integration geschuldet sind. Da die Zahl der Rezipientinnen mit Migrationshintergrund wachsen wird und da unter PolitikerInnen und MedienmacherInnen die Integrationsherausforderung an die Medien zunehmend erkannt wird, ist davon auszugehen, dass weitere Schritte auf dem langen und mühsamen Weg zur interkulturellen medialen Integration folgen werden. Der Quellartikel weiter unten als Download.

Schwarz, weiß oder türkisch?
Wollen Kinder und Jugendliche TV-Figuren mit dem gleichen natio-ethno-kulturellen Hintergrund?

Kinder und Jugendliche bestimmter Ethnizitäten suchen nach ihnen ähnlichen Figuren, z. B. wenn diese Ethnizität gesellschaftlich problematisiert wird. Die Figuren müssen sich positiv mit dem Thema auseinandersetzen.

Fazit: Identität und Ethnizität der Figur

Die Ergebnisse sprechen dafür, dass Jugendliche ihre Lieblingsfiguren durchaus entsprechend ihrer eigenen Ethnizität auswählen, sofern ihnen das Angebot dafür zur Verfügung steht. Das Muster, das sich in den Falluntersuchungen zeigt, ist in einer Reihe von Fällen: Die Zugehörigkeit zu einer hierarchisch niedrigeren Gruppe und die Erfahrung von Abwertung und Begrenzung gehen mit der Suche nach einer entsprechenden anerkennenden Symbolisierung dieser Situationen und deren positiver Bewältigung einher. Oder einfacher ausgedrückt: Erfahren sich Jugendliche aufgrund ihrer natio-ethno-kulturellen Zugehörigkeit als abgewertet oder sind sie in schwierigen Situationen, die eng mit ihrer Ethnizität bzw. ihrem Migrationsstatus zusammenhängen, suchen sie nach Fernsehfiguren und Geschichten, die dies widerspiegeln und eine positive Auseinandersetzung zeigen.

Erfahren sie den eigenen Status nicht in erster Linie als Abwertung, ist es anscheinend leichter, sich auch ganz anderen symbolischen Materials zu bedienen. Stehen andere Themen als die Bedeutung der eigenen natio-ethno-kulturellen Zugehörigkeit im Vordergrund, suchen sie nach Material, eben jene Themen zu bearbeiten. Inwieweit Angebote mit Figuren des eigenen natio-ethno-kulturellen Hintergrunds hier attraktiver wären als z. B. eines US-amerikanisch weißen, kann derzeit aufgrund des mangelnden Angebots nicht geklärt werden.

Denn leider gibt es nur wenige Angebote, die grundlegend positiv und völlig selbstverständlich mit dem Thema umgehen und Figuren mit nicht dominantem ethno-kulturellen Hintergrund nutzen. Meist herrscht zumindest im hiesigen Umgang mit dem Thema die Tendenz zur Problematisierung. Damit werden auch ganz wichtige Aspekte verpasst, denn eine andere als die dominante Ethnizität bietet eine ganze Palette von Projektionsflächen von sehr allgemeinen Erfahrungen von Abwertung und erfahrener Stereotypisierung bis hin zu Mut und Durchsetzungskraft, Freude am »Anderssein« etc. In diesem Sinne geht es nicht nur darum, Menschen mit anderem als dem dominanten natio-ethno-kulturellen Hintergrund symbolisches Material anzubieten, sondern auch die Chancen von Figuren und Geschichten zu erkennen, die nicht nur mit den bekannten Gesichtern der dominanten Ethnizität besetzt werden.

Der Quellartikel weiter unten als Download.

Quelle aller Artikel: Website br-online.de/jugend/izi/deutsch/forschung/migration-diversity/migration-diversity