
„Rein statistisch betrachtet, kennen wir alle Täter und Opfer von sexualisierter Gewalt an Kindern.“
Lucys und Philips Leben fühlt sich gut an – sie haben kreative Berufe, ein charmantes Haus am Land, einen Sohn im Volksschulalter, die Alltagssorgen, wie sie jeder kennt. Dass Philip auch eine dunklere Seite innewohnt, stellt sich für sein nahes Umfeld erst heraus, als eines Tages die Polizei auftaucht und seine Festplatten beschlagnahmt. Marie Kreutzer thematisiert in Gentle Monster, wie sexuelle Machtausübung in allen Sphären der Gesellschaft lauert und wie schwer es fällt, hinzuschauen. Ein Gespräch mit Marie Kreutzer kurz vor den Dreharbeiten, die mit zwei Stars des französischen Kinos im September begonnen haben.
Ihr neuer Film Gentle Monster ist eine vielschichtige Auseinandersetzung mit dem Thema Pädokriminalität. Den Anstoß dazu, so erwähnen Sie im Regiestatement, hat ein Artikel über einen großen pädophilen Ring in Deutschland geliefert. Naheliegend ist nun auch, die Thematik mit Florian Teichtmeister, dem Hauptdarsteller Ihres letzten Films Corsage, in Verbindung zu bringen, der sich 2023 im Zusammenhang mit pädokriminellem Material gerichtlich verantworten musste.
Marie Kreutzer: Ich habe an der Thematik von Gentle Monster bereits 2020 zu arbeiten begonnen und noch vor Corsage ein Treatment erstellt. Aufgrund der Vorkommnisse rund um Florian Teichtmeister dachte ich zunächst, dass ich diesen Film nicht mehr machen könne, weil man immer diese Verbindung herstellen wird. Dann ist etwas Zeit vergangen und mir ist klar geworden, dass dies vielleicht sogar genau der Grund ist, weshalb ich diesen Film machen will. Die Geschichte von Gentle Monster ist nicht vergleichbar, weil ich Florian privat nie nahegestanden bin, was aber zutrifft, ist der Umstand, dass es sich bei pädokriminellen Tätern nicht um das „Monster hinter dem Busch“ handelt, sondern dass es jemand aus dem eigenen Umfeld sein kann. Rein statistisch betrachtet, kennen wir alle Täter und Opfer von sexualisierter Gewalt an Kindern. Dass ich damit in Berührung gekommen war, hat mich eher bestärkt.
In Gentle Monster bringen Sie mit filmischen Mitteln ein brisantes Thema ans Licht, das sich gesellschaftlich betrachtet noch ziemlich im Dunkeln befindet. Privat betrachtet führt die Geschichte vor Augen, vor welch unlösbarer Problematik Angehörige stehen, wenn geliebte Menschen rote Linien überschritten haben. Können Sie den zentralen Konflikt von Ihren beiden Hauptfiguren umreißen?
Marie Kreutzer: Einerseits ist da die Pianistin Lucy, die mit ihrem Mann Philip und ihrem Sohn aufs Land zieht. Sie führt eine glückliche wie gewöhnliche Beziehung mit all den Problemen, die dazu gehören. Ich wollte ein Paar zeigen, wie es Freunde von mir sein könnten, die aus einem ähnlichen Milieu kommen. Er ist Kameramann, sie ist Musikerin, sie ziehen in ein schönes Haus am Land und eines Tages steht die Polizei vor der Tür und nimmt Festplatten und Computer mit. Es steht der Vorwurf im Raum, dass er darauf Material mit Darstellungen von sexualisierter Gewalt an Minderjährigen gespeichert hat. Der Hauptkonflikt besteht darin, dass man so etwas im eigenen Umfeld erleben kann und es möglicherweise nicht wahrhaben will. Es geht um die Frage, inwieweit wir bereit sind hinzuschauen, wenn es um nahestehende Menschen geht. Inwieweit ist man hin- und hergerissen, dem Menschen glauben oder ihn nie wieder sehen zu wollen? Ein häufiger Umgang unserer Gesellschaft mit dieser Problematik ist der, die Person auszuschließen und wegzusperren. Andererseits geht es in Gentle Monster auch um eine Ermittlerin in Bereich Pädokriminalität. Zur Figur der Elsa hat mich meine unheimlich spannende Recherche im Bereich der Ermittlung geführt. Die Geschichte meiner Ermittlerin enthält eine kleine Spiegelung von übergriffigem Verhalten in ihrem eigenen Umfeld, wo auch sie sich letztlich entscheidet, wegzuschauen. Scham ist der Begriff, der mir in der Recherche am häufigsten begegnet ist – mit Ermittler*innen, Jurist*innen, Psycholog*innen. Das größte Problem, das wir als Gesellschaft haben, ist die Scham hinzuschauen, einen Übergriff als solchen zu erkennen und rechtzeitig ernst zu nehmen.
Das Drehbuch vermittelt mir auch den Eindruck, dass Sie zwei Frauen zwischen dreißig und vierzig zeigen, die sich gegenüber der Generation ihrer Eltern weiterentwickelt und eine neue Lebensform gewählt haben. Dennoch ist das Leben dieser unabhängigen Frauen durchdrungen von patriarchalem Verhalten.
Marie Kreutzer: Ja, absolut. Es war eine interessante Erkenntnis während meiner Recherche, dass viele Täter nicht real pädophile Neigungen haben. Bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder geht es oft um Macht, um Machtgelüste, Lust an der Gewalt, an der Unterwerfung. Da sind Kinder leichter zu manipulieren und auch leichter zum Schweigen zu bringen als Erwachsene. Ich würde fast jede Form der Gewalt, mit der wir auf dieser Erde zu tun haben, dem Patriarchat in die Schuhe schieben. Da geht es vor allem um die Lust an der Macht.
Können Sie uns Näheres über diese spannende Recherche im Ermittlungsbereich erzählen?
Marie Kreutzer: Ich habe im Sommer 2020 einen Artikel in Die Zeit gelesen, wo ein Netzwerk von Männern von der Polizei aufgedeckt und diese Leute auch verhaftet wurden. Sie hatten sich nicht einmal im Dark Net versteckt, sondern haben sich auf mehreren legalen Plattformen über Strategien im Zusammenhang mit sexualisierter Gewalt an Kindern ausgetauscht: Wie man vorgeht, wie man verheimlichen, filmen und Kinder untereinander austauschen kann. Da wurde nichts ausgelassen. Ich konnte diesen Artikel gar nicht auf einmal lesen, weil einem physisch übel wurde. Nicht dass mir vorher das Problem nicht bewusst gewesen wäre, aber es hat etwas gemacht mit mir. Der Artikel war auf eine richtige Art sehr explizit, um die Dimension des Problems klarzumachen. Ich verspürte ein starkes Ohnmachtsgefühl und sagte mir, das Einzige, was ich dagegen unternehmen kann, ist, eine Geschichte zu erzählen, denn das ist mein Beruf. Und ab diesem Moment hat die Recherche eingesetzt.
Haben Sie in erster Linie in Deutschland recherchiert?
Marie Kreutzer: Mir war von Beginn an wichtig, die Geschichte in Deutschland anzusiedeln, erstens, weil der Fall damals dort passiert ist, zweitens hatte ich durch die Arbeit an meinen Landkrimis sowohl mit der österreichischen als auch mit der deutschen Polizei Kontakt. Gerade in diesem Bereich schienen mir die Mentalitätsunterschiede sehr interessant, die wollte ich nutzen. Es mag jetzt pauschalisierend klingen, aber seitens der Deutschen war der Zugang sehr pragmatisch, sehr technisch, sehr organisiert, während man in Österreich – auch das ist jetzt pauschalisierend – gerne sagt „Das wird sich schon irgendwie ausgehen und trinken wir zuerst mal einen Kaffee.“ Bei diesem Thema war mir wichtig, dass wir eine sehr trockene, pragmatische Ermittlungsarbeit sehen. Ich habe im Bereich der Polizei ganz tolle Gesprächspartner*innen gefunden, auch im Rechtsbereich und bei Psycholog*innen, die lange mit Betroffenen gearbeitet haben. Am schwierigsten war es, an Menschen heranzukommen, die etwas erlebt haben wie meine Protagonistin. Nämlich, dass es einen nahen Angehörigen betrifft. Diese Menschen haben meist kein Interesse, mit Fremden darüber zu sprechen. Umgekehrt erfährt man sehr viel über die Angehörigen aus den Gesprächen mit den Psycholog*innen, die mit Betroffenen gearbeitet und vor allem auch die Strategien entwickelt haben, damit umzugehen. Erschreckend oft leben Angehörige weiter mit dem Täter, nachdem dieser seine Strafe abgebüßt hat. Es ist ein sehr komplexes Thema, auf das es keine einfache Antwort gibt. Auch mein Film wird keine Antwort geben können. Mir ging es darum, die Seite der Betroffenen, die Seite der Angehörigen, die Seite der Gesellschaft zu zeigen, die nicht weiß, wie sie damit umgehen soll. Die Ermittler*innen haben mich unglaublich beeindruckt, das hat letztlich auch den zweiten Teil der Geschichte größer gemacht. Die Menschen, die von Tag zu Tag die Hausdurchsuchungen und Befragungen durchführen, sind oft sehr jung und engagiert. In die Abteilung für Pädokriminalität wird man nicht einfach hin versetzt, dafür muss man sich entscheiden. Viele meiner Gesprächspartner*innen sagen – dieser Satz hat auch Eingang ins Drehbuch gefunden – Das ist der beste Job, den ich je hatte, weil es ein Job innerhalb der Polizei ist, wo man wirklich etwas bewirkt. Es ist immer auch ein Aspekt von Sisyphus dabei, weil sich durch Internet und Dark Net die Vorfälle so stark häufen. Man fasst einen Täter, schließt einen Server und der nächste fährt hoch. Es hat etwas von einem Kampf gegen Windmühlen, trotzdem retten sie täglich Kinder. Eine beeindruckende Arbeit.
Mit Dreharbeiten in Bayern gibt es eine Produktionskonstellation ähnlich wie bei Corsage mit Österreich, Deutschland und Frankreich. Wie hat sich diese ergeben?
Marie Kreutzer: Deutschland und Österreich standen als Koproduktionsländer von Beginn an fest, Frankreich kam sehr bald wieder dazu, weil wir wesentliche Departments mit französischen Kolleg*innen besetzt haben und es daher auch Sinn macht. Wir drehen in Österreich weniger, mehr in Deutschland, das meiste in Bayern, einen Teil in Berlin. Wir haben eine französische Hauptdarstellerin und eine französische Musikerin an Bord. Es ist gefühlt ein großer Apparat mit vielen neuen Kolleg*innen.
Zum starken französischen Cast gehören zwei Stars des französischen Kinos: Léa Seydoux und Catherine Deneuve. Was hat Léa Seydoux zu Ihrer Protagonistin Lucy gemacht?
Marie Kreutzer: Ich fand sie immer schon toll. Wir haben uns zu einem Zeitpunkt unterhalten, wo ich schon mit vielen Schauspielerinnen, auch vielen amerikanischen gesprochen hatte; ich war gleich von ihrer Offenheit und ihrer Klugheit beeindruckt, wie sie über das Thema und das Drehbuch und auch ihren Ansatz in der Arbeit gesprochen hat. Meistens weiß ich es sehr schnell. Man versucht im Kopf noch Argumente zu finden, nicht zu schnell zu entscheiden, aber eigentlich war ab unserem Telefongespräch schon klar, dass sie es sein wird. Casting ist bei mir immer sehr intuitiv. Ich kann nicht sagen, dieser oder jener Grund haben für sie gesprochen.
Und Catherine Deneuve – ist sie eine Schauspielerin, mit der sie gerne einmal arbeiten wollten?
Marie Kreutzer: Es war eine Idee des französischen Produzenten. Es gibt einen interessanten Podcast, auf dem Léa über ihre Arbeit spricht und da sagt sie auch, dass sie immer schon mal gerne mit Catherine Deneuve arbeiten wollte und so kam es zum Vorschlag, ihr die Rolle anzubieten. Ihre Rolle, Eloïse, ist eine meiner Lieblingsfiguren im Drehbuch und es war immer klar, dass ich dafür eine ganz tolle Schauspielerin haben wollte, auch wenn es eine kleine Rolle ist. Es ist eine wichtige Figur. Catherine Deneuve hat sehr schnell zugesagt und wir sind alle sehr gespannt, wie es sein wird, mit ihr zu arbeiten.
Warum ist Ihnen Eloïse eine so wichtige Figur?
Marie Kreutzer: Familie ist immer interessant, weil es eine Konstellation ist, die man sich nicht aussuchen kann, mit der man aber immer lebt. Was Lucy in dem Moment, wo sie nicht weiß, was tun, gleichsam reflexhaft macht, ist, zu ihrer Mutter zu gehen. Das ist glaube ich, etwas, was viele nachvollziehen können. Trotzdem ist sie in einem inneren Konflikt, weil sie ihrer Mutter nicht erzählen will, was das Problem ist. Man weiß sofort – und das isoliert Lucy so sehr – dass dieser Mann für immer diskreditiert wäre, würde sie Freunden oder Familie davon erzählen. Sie hat aber immer noch die Hoffnung, dass es noch eine andere Erklärung geben wird. Daher ist mir die Mutter-Tochter-Konstellation so wichtig, weil es einerseits so nah ist und doch so viel zwischen ihnen steht und nicht ausgesprochen werden kann. Dennoch hofft man in so einer Krisensituation, dass die Mutter das irgendwie lösen wird.
Interessant ist auch, wie sich die Generationen abwechseln. Man will es anders machen als die Eltern. Und so hat Lucy einen wesentlich konventionelleren Weg eingeschlagen als ihre Mutter, was die Lebenssituation betrifft.
Wird es mit Deutsch, Englisch und Französisch als Drehbuchsprachen auch einen dreisprachigen Dreh geben?
Marie Kreutzer: Ja. Dass Lucy nicht deutschsprachig ist, war von Beginn an im Drehbuch so festgehalten, weil dieser Umstand eine Figur noch mehr isoliert, wenn so etwas passiert. Wenn man am Land lebt, die Sprache nicht gut spricht und plötzlich mit Behörden und dem ganzen Apparat zu tun hat. Als dann noch die Komponente dazu kam, ein Teil spielt in Österreich, ein Teil spielt in Deutschland, sie ist Französin … es macht nochmal klarer, dass wir es hier nicht mit einem lokalen Problem zu tun haben. Wir haben es mit einem globalen Problem zu tun, das uns alle betrifft. In Gentle Monster treffen sich in einem kleinen Kosmos viele Mentalitäten, Nationalitäten und Sprachen.
Eine wichtige Rolle spielt in Gentle Monster die Musik, allein schon durch den Beruf von Lucy und Eloïse. Schon Corsage hat sich durch sehr charaktervolle Songs ausgezeichnet. In diesem Film gibt es noch mehr Songs, die auch ins Drehbuch einfließen. Wie wird bei Ihnen ein Song zu einem Filmsong? Welche Rolle schreiben Sie ihm zu?
Marie Kreutzer: Musik ist eine große Inspirationsquelle; wenn ich schreibe oder über ein Projekt nachdenke, dann habe ich Playlists und höre viel Musik. Wenn ich Musik höre und mich bewege, sei es zu Fuß, im Auto oder im Zug, da habe ich immer die meisten Ideen. Eine Songzeile kann mich zu einer Szene inspirieren. Ich habe immer auch schon Playlists für die Schauspieler*innen gemacht, wahrscheinlich mache ich es mehr für mich, aber es macht mir die Welt eines Films immer klarer. Ich fand es interessant, damit zu spielen, dass Lucy zwar die Tochter einer Musikerin ist, die in der klassischen Musik Karriere gemacht hat, selbst als Musikerin aber einen eigenen Weg eingeschlagen hat. So ist es zu den Pop-Songs gekommen, irgendwann ist mir aufgefallen, dass es lauter Pop-Songs von Männern waren. Das wirft die interessante Frage auf, warum wir uns so stark auf Liebesschnulzen beziehen, die Männer geschrieben haben, obwohl Männer nicht dafür berühmt sind, gut über ihre Gefühle sprechen zu können. Die Musik haben wir schon vor dem Dreh bearbeitet und adaptiert, wodurch es notwendig war, die Musikrechte zu einem sehr frühen Zeitpunkt zu klären. Damit beschäftigen wir uns schon seit fast einem Jahr und so hat sich der Soundtrack auch immer wieder geändert, weil wir sehr früh festgestellt haben, dass der Bereich, wo aufgrund der Thematik Türen zugehen, der der Musikrechte ist. Weder bei der Besetzung der Kinderrolle noch bei der Motivbegehung hat uns die Thematik des Films so viele Probleme bereitet wie bei der Musik. So hat es sicher immer wieder ein bisschen verändert, aber meine Playlist war lang. Ich habe immer wieder einen neuen Song hervorgezogen. Im Leben nicht, aber beim Filmemachen glaube ich immer ein bisschen an Magie, dass alle Umwege dazu führen, dass es am Schluss das Richtige ist, sei es bei der Besetzung, sei es im Fall der Musik.
Den Songs der männlichen Popmusiker steht mit Camille eine interessante französische Musikerin gegenüber. Mit welchen Vorgaben ist sie an ihre Arbeit gegangen?
Marie Kreutzer: Camille hat die Klavierstücke komponiert, die Lucy bei ihren Auftritten spielt. Es gab nicht wirklich Vorgaben. Ich habe aus meiner Sicht betont, dass für mich Musik etwas sehr Emotionales ist, ich kann nur schwer über Musik sprechen bzw. erklären, warum ein Ton passt, ein anderer nicht. Ich habe ihr sehr viel Freiheit gelassen. Camille hatte keineswegs den Auftrag, die perfekten Klavierkompositionen zu machen, sondern sehr frei und sehr einfach zu arbeiten. Ich finde, Gentle Monster ist letztlich ein sehr klares und einfaches Drehbuch und so soll auch der Film sein. Es soll kein schnörkelvoller Film sein und das ist auch bei der Musik der Fokus.
Judith Kaufmann ist wieder Ihre Kamerafrau. Es geht um ein Thema, das sich mit patriarchalen Machtstrukturen auseinandersetzt. Welche gemeinsamen Überlegungen gab es zum filmischen Blick?
Marie Kreutzer: Eine Frage hat mich schon durchs Schreiben begleitet: Wie erzählt man diese Geschichte, ohne die Bilder zu reproduzieren? Wie erzählt man diese Geschichte, ohne die Zuschauer*innen in einen pedophile gaze zu zwingen? Da gibt es ein paar ganz einfache Dinge, an die wir uns halten wollen. Wenn man mit einem Kind dreht, das sehr lustig ist, ist man sehr verführt, schöne Close-ups zu machen. Das ist alles verboten. Wir werden das Kind immer aus einer gewissen Distanz sehen und alles tun, um diesen pedophile gaze zu vermeiden. Ansonsten ist uns auch hier die Einfachheit ein Anliegen. Was uns auch noch wichtig ist, ist der Kontrast zwischen diesen Welten. Die Welt, die sich Lucy und Philip aufbauen und die sehr schnell wieder zerstört wird, soll eine Art von Welt sein, wie man sie sich wünscht oder wie ich sie mir zumindest auch wünschen würde. Man hat ein Haus am Land, richtet es her und denkt sich, das Leben wird ein bisschen ruhiger … Diese Welt steht im Kontrast zur neuen Realität, die sie dann erwartet. Wir hatten zuletzt viele technische Begehungen und es ist mir bewusst geworden, wie viele verschiedene Welten wir in diesem Film zeigen werden: Polizeiräume, Konzerthallen, die unterschiedlichen Welten, aus denen die verschiedenen Figuren kommen: Unterschiedliche Welten, die auch visuell sehr viel tun.
Interview: Karin Schiefer
August 2025