Wo ist unser "Flagship Department"?

“Alle Jahre wieder” – So hat der diesjährige Talk zum Thema Nachwuchsförderung in Österreich begonnen.
Denn dieses Thema wird seit vielen Jahren intensiv diskutiert. 

 

 

Bei diesem Programmpunkt von “Coming soon!” auf der diesjährigen Diagonale haben sich unter Anderen Lixi Frank und Lena Weiss einige Fragen gestellt:

Wo bleibt die Chance, nach dem Studium freier, schneller und günstiger Visitenkarten vorlegen zu können?
Wo bleibt eine Betreuung und ein Wissenstransfer, die die Nachwuchskräfte fachlich stärken und zukunftsfit machen, in einer Zeit, in der Department-übergreifend Nachwuchskräfte an allen Ecken und Enden fehlen?
Wie können wir diesen akuten Fachkräftemangel entgegenwirken und gleichzeitig eine für die Sozialpartner (Stichwort Kollektivverträge) vorteilhafte Lösung finden, in deren Mittelpunkt die Förderung des filmischen Nachwuchses steht?
(Quelle: Diagonale)

 


Präsentation des Nachwuchs-Fördermodells des schwedischen Filminstituts

 

Nach der Vorstellung internationaler Beispiele und live-Gesprächen und Statements anderer europäischer Nachwuchs-Förderprogramme, haben die beiden Vortragenden ein eigenes Programm für ein künftiges Nachwuchsförderprogramm in Österreich mit den folgenden Punkten skizziert:

  • Die Lücke in der Förderung von Produktions Budgets zwischen €500.000,- und €1.200.000,- soll geschlossen werden
  • Finanzierungswege sollen durch die Förderung aus einem einzigen Topf wesentlich verkürzt werden. Die Energie der Teams soll sich auf die Entwicklung der Projekte konzentrieren, nicht auf die Finanzierung. Darum soll es in einem “Alles oder Nichts” Verfahren nur möglich ein Projekt ein einziges mal einzureichen, wenn nicht grundlegende Änderungen vorgenommen werden.
  • Die Definition als Nachwuchsprojekt soll sich nicht mehr nur an der Regie orientieren, sondern daran dass mindestens 50% der Heads of Departments Nachwuchskräfte sein müssen.
  • Produzent*innen können als eigene neue Firma oder gemeinsam mit einer etablierten Firma produzieren.
  • Das Förderprogramm sollte beim ÖFI oder beim BMKÖS angesiedelt sein.
  • Es soll eine eigene Projektkommission passend zum Thema Nachwuchs berufen werden.
  • Zusätzlich soll es ein intensives und engmaschiges Mentoring-Programm geben das den Wissenstransfer fördert bzw. überhaupt ermöglicht.

Dieses Förderprogramm soll der Idee nach eine zusätzliche Förderschiene zu den bereits etablierten Fördermöglichkeiten sein. Eine Finanzierung für diesen zusätzlichen Topf wäre laut diesem Konzept über eine Streaming-Abgabe möglich. 

 


Lena Weiss, Lixi Frank und Dominik Tschütscher

 

Das Ziel dieses vorgestellten Programms ist es, zwei Fliegen mit einer Klappe zu fangen:

Die Qualität von Projekten soll durch mehr Zeit für die Entwicklung statt für die Finanzierung erhöht werden und der Fachkräftemangel in der Branche soll gelindert werden indem alle Bereiche einer Produktion in die Nachwuchsförderung eingerechnet werden.

 

Wir als ÖFI sehen Nachwuchsarbeit als eine der wesentlichen strategischen Herausforderungen, um mittelfristig die europaweit anerkannte Qualität österreichischen Filmschaffens zu sichern. Wir unterstützen diese Initiative einer gezielten Nachwuchsförderschiene mit eigenem Budget und möchten damit einen rascheren Praxiseinstieg in die Branche ermöglichen und dem akuten Fachkräftemangel entgegenwirken.

 

Fotos: ©Johannes Kerschbaummayr